Die Tagebücher von Carl Roesch – ein einzigartiges Zeitdokument
Buchprojekt
Sein Leben lang schrieb Carl Roesch (1884–1979) Tagebuch. Er hat rund achtzig Hefte bis 200seitige Bücher mit seinen Aufzeichnungen hinterlassen.
Die darin festgehaltenen Eintragungen gehen weit über den Charakter eines persönlichen Notizbuchs hinaus. Sie enthalten kunsttheoretische Betrachtungen, Auseinandersetzungen mit dem eigenen Werk und dem Leben als Künstler, Schilderungen der Kunstwelt seiner Zeit und ausführliche Reisenotizen. Sie eröffnen aber auch Einsichten in die persönlichen Beziehungen zu seiner Frau Margrit Roesch-Tanner (1880–1969) und anderen nahestehenden Menschen.
Dabei erweist sich Roesch als ein aufmerksamer Beobachter und Kommentator. Er war vielseitig in der Schweizer Kunst vernetzt und nahm rege am zeitgenössischen Kunstgeschehen teil. So bietet er in seinen Tagebüchern einen Einblick in die Kunstwelt des 20. Jahrhunderts, der Unbekanntes und Überraschendes bereithält. Die Zürcher Kunsthistorikerin Tildy Hanhart mit Diessenhofer Wurzeln hat seine Tagebücher in einer langjährigen Arbeit minutiös transkribiert.
Es ist vorgesehen, in einer sorgfältig edierten Ausgabe die aufschlussreichsten Passagen für ein breites Publikum zu erschliessen, diese mit fachkundigen Kommentaren zu ergänzen und mit zahlreichen Abbildungen zu veranschaulichen. Durch die Vermittlung seines persönlichen Denkens wird ein neuer, direkter Zugang zu Carl Roesch und seinem vielfältigen künstlerischen Schaffen geöffnet.
Tildy Hanhart – Kennerin des künstlerischen Schaffens von Carl und Margrit Roesch-Tanner
Auf dem einstigen Bauernhof an der Diessenhofer Stadtmauer oberhalb des Hänkiturms mit Blick über den Stadtgraben zum Roesch-Atelierhaus ist Tildy Hanhart (*1942) aufgewachsen. Diese Nachbarschaft wurde für sie zu einem Ort der Anregung und der Begegnung mit dem eindrücklichen Künstlerehepaar. Zudem war der heute in Schaffhausen lebende Maler Erich Braendle ein Klassenkollege. Seinetwegen verfasste sie ihre erste Ausstellungskritik. Später schrieb sie zahlreiche Ausstellungsberichte, oft in Zusammenarbeit mit den Schaffhauser Fotografen Bruno & Eric Bührer. Die Auseinandersetzung mit der Kunst ist für sie bis heute zentral.
Als Werkstudentin studierte sie an der Uni Zürich Germanistik, Anglistik und Kunstgeschichte und promovierte über Max Frisch. Sie war Lehrerin an der Schaffhauser Kantonsschule, leitete während zwei Jahrzehnten den Bereich Kommunikation des HEKS, Hilfswerk Evangelischer Kirchen Schweiz, und war danach in Friedensförderung engagiert. Als Jugendliche verbrachte sie ein Austauschjahr in den USA und arbeitete eine Zeitlang für die Austausch-Organisation. Das öffnete früh ihren Blick aufs globale Zusammenleben. Bei ihrem sozialgesellschaftlichen Engagement im HEKS wurde ihr die Kunst immer mehr zum lebenswichtigen Gegenpol angesichts des gewaltvollen Weltgeschehens, mit dessen Folgen sie es beruflich zu tun hatte.
In den Tagebüchern von Carl Roesch faszinieren sie die unermüdliche Suche des Künstlers nach dem Sinn des Lebens und sein Bestreben, dafür den einfachsten künstlerischen Ausdruck zu finden.
Presserberichte
PDF des Artikels: 2020-03-03 Thurgauer Zeitung Seite 33
PDF des Artikels: 2019-12-11 Schaffhauser Nachrichten Seite 29