Schloss Heerbrugg Putzmalereien im Badepavillon 1934

Spielerische Leichtigkeit, Eleganz und Witz versprühen die Wandmalereien am Badepavillon auf Schloss Heerbrugg. Sie zählen zu den Hauptwerken Carl Roeschs.

Nachdem Carl Roesch 1934 von der befreundeten Industriellenfamilie Jakob und Fanny Schmidheiny den Auftrag erhielt, die Wände des Badepavillons auf Schloss Heerbrugg zu gestalten, entwarf er eine Badeszene und ein Tennisspiel als originalgrosse Putzmalereien auf Leinwand. Beide Szenen setzte er dann an den Wänden des halboffenen Pavillons um. Die beiden Muster schenkte der Künstler später dem Kanton Thurgau. Heute befinden sie sich in der Kantonsschule Frauenfeld.

Zeichnungen und Skizzen belegen, dass Carl Roesch bei der Ideenentwicklung und Umsetzung auf seine Beobachtungen während eines Kuraufenthaltes in Bad Schinznach zurückgriff. Mit amüsiertem und sehr wohlwollendem Blick hatte er mit schnellen Strichen die ihm fremde Freizeitkultur mit ihren unbeschwerten Spielen und der Lust an der Bewegung eingefangen.

Die durchkomponierten Szenen des Pavillons bestechen durch die meisterhafte Setzung und Versetzung von Form und Linie, die Auflösung der Formen in Bewegung. Wie in einem Fangspiel springen Form und Linie hier auseinander. Die Schnelligkeit der Richtungsänderung beim Tennisspiel, beim Sprung ins Wasser, die Heiterkeit des sommerlichen Vergnügens, das luftig Leichte der Sommerkleidung setzte der Künstler in zarten Linienfragmenten um. Dabei scheinen die Linien den Schwung der Bewegung vorweg zu nehmen, sie fliegen voraus und der nur als Farbfleck angedeutet Körper bleibt leicht versetzt zurück. Umriss und umrissene Form treten auseinander. Trotz der Bewegtheit der Figuren und dem ebenso dynamischen Gesamtaufbau beider Szenen strahlt der Pavillon eine ruhige Gelassenheit aus. Roesch hat hier ein heiteres Stimmungsbild entworfen, das die sportlich Aktivität, die Spontaneität und den Bewegungsrhythmus mit dem gelassenen Beobachterblick vereint. Der dynamische Aufbau in einer Zick-Zack-Linie verläuft über Bewegungs- und Blickrichtungen und verbindet beide Wände miteinander. Den markanten Ruhepunkt bildet in beiden Szenen die Rückenfigur einer Frau mit Sonnenschirm. Während sie im Tennisbild mittig zentral platziert ist und den Blick des Betrachtenden in das Geschehen einführt, nimmt sie in der Badeszene den Platz am rechten Bildrand ein und fungiert als Abschluss- beziehungsweise Übergangsfigur. Mit diesem Frauenmotiv fasst der Künstler beide Wände, sie bilden zugleich den Auftakt und den Schlussstein.

(Helga Sandl / Kunsthistorikerin)