Wandbilder für den ehemaligen Speisesaal der Landwirtschaftlichen Schule Arenenberg, 1951
(Heute befinden sich die Gemälde im Berufs- und Bildungszentrum Arenenberg)

 

Kontrovers diskutiert - Die Gemälde im Speisesaal Arenenberg

Urs Roesch, der Neffe, des Künstlers, der seinem Onkel bei der Hängung der Wandbilder im Speisesaal der Landwirtschaftlichen Schule Arenenberg half, erinnerte sich gut an eine prekäre Situation, die sich damals ereignete:

«Wir waren mitten am Probieren und Hängen, da polterte ein stämmiger, fester Mann herein, schaute sich kurz um und rief: "Use mues dä Mischt, höred sofort uf, da bliebt nid do inne, do bin i Tätschmeischter, wer hät so grusigs Züüg bschtellt?" Ich war erschrocken und verwundert über diesen Auftritt, Carl aber blieb ganz ruhig und sagte zu uns: "Mached nur wieter!" Dann fragte er den Mann, wer er überhaupt sei. Dieser stellte sich ungehalten als Regierungsrat Reutlinger und damit oberster Chef der Schule vor. Er sei selbst Bauer, erklärte er, und deshalb wisse er, wie ein Acker aussehe. Das rote Geschluder sei kein Acker und müsse deshalb weg. Carl aber liess nicht auf einen Disput ein. Die Bilder seien bestellt und speziell für diesen Ort gemalt worden, offenbar unterstünde der Speisesaal einem anderen Regierungsrat, entgegnete er. Reutlinger zog an seinen Hosenträgern und liess sie knallen, drehte sich um, und verliess mit hochrotem Kopf den Speisesaal.»

Carl Roesch hatte während seiner langen künstlerischen Schaffenszeit immer wieder auch mit Ablehnungen zu kämpfen. Einerseits waren seine Werke bekannt und sehr beliebt, andererseits mangelte es auch an Verständnis für seine zu wenig realistische und naturgetreue Bildauffassung. Nach aussen hin blieb Carl Roesch ruhig, innerlich aber beschäftigten ihn Vorkommnisse wie diese zutiefst. Er blieb seiner künstlerischen Überzeugung trotz aller Widerstände jedoch immer treu.

Urs Roesch erinnert sich weiter: «Auf der Heimfahrt erklärte Carl: "Dabei habe ich mir die Farbwahl genau überlegt. Ich nahm mich zurück, ich dachte didaktisch, wollte den Jungbauern nicht zu viel zumuten. Es sei richtiger, sie auf subtile Weise in die natürliche Sicht und eine kraftvolle Bildsprache einzuführen. Und jetzt regt man sich sogar über das sosehr Zurückgenommene auf. Sie werden es schon noch lernen!»

Mit den Wandbildern auf Arenenberg löste Carl Roesch einen Sturm bei der damaligen Thurgauer Regierung aus. Die Gemälde wurden einer gemeinsamen kritischen Besichtigung durch die Regierungsräte sowie einer Begutachtung durch zwei unabhängige Experten unterzogen. Monate später erhielt Carl Roesch die Ergebnisse der Untersuchung. Die Wandbilder, so wurde mitgeteilt, seien von der Mehrheit für gut befunden worden, dürften vor Ort bleiben und seien eine Verschönerung des Speisesaals.

(Urs Roesch / Helga Sandl)